Knapp eine Woche vor dem Punktspielstart bei Aufsteiger BSC Preussen II in Blankenfelde gilt es, die aktuelle Situation beim RSV Mellensee 08 zu analysieren und die Chancen des RSV in der bevorstehenden Kreisliga-Saison objektiv einzuschätzen.


Die Neuzugänge:
Vor allem für die Offensive hat Mellensee Verstärkung gesucht, nachdem man in der letzten Saison die wenigsten Tore in der gesamten Liga erzielt hatte. Zudem war die Stelle des Torhüters frei geworden, da sich Oliver Schmidt ab sofort auf den Spielbetrieb bei den Alten Herren beschränken wird. Auf dieser Position wurde mit Sven Thiem ein adäquater Ersatz gefunden. Thiem, der in der letzten Saison noch für Glienick in der 1.Kreisklasse Gegentore verhinderte, überzeugte in Mellensee sofort und lieferte tadellose Leistungen in allen Vorbereitungsspielen ab. Nicht so erfolgreich lief die Suche nach Stürmern. Auch wenn die Gespräche mit mehreren Kandidaten gut vorangeschritten waren, entschied sich bisher niemand für ein Engagement beim RSV.


Die Mannschaft:
Im Wesentlichen bleibt die Mannschaft aus der Vorsaison zusammen. Bis auf den Wechsel des Torhüters, gibt es keine Ab- oder Zugänge im eigentlichen Sinne. Das bedeutet auch, dass die Personaldecke weiterhin ziemlich dünn bleibt. Während mit René John ein wichtiger Mittelfeldspieler aufgrund eines längeren Auslandsaufenthaltes vorerst nicht mehr zu Verfügung steht, bleibt auch die Verletztenliste lang. Dabei muss der RSV auf unbestimmte Zeit auf Mathias Weigt verzichten, der nach seiner Kreuzband-OP offen lässt, ob er noch einmal die Fußballschuhe schnürt. Auch André Roth dürfte nach seinem Mittelfußbruch noch mindestens bis Oktober brauchen, um sich wieder für einen Platz in der Ersten empfehlen zu können. Zu allem Überfluss verletzte sich am letzten Sonntag auch noch Kapitän Anthony Lütjens, als er sich den Arm auskugelte. Aufgrund von Arbeit, Urlaub, etc. mussten in den Vorbereitungsspielen immer wieder Leute aus der Zweiten aushelfen, sodass noch keine endgültige Stammformation gefunden wurde. Fest steht allerdings, dass die Personallage keine weiteren Ausfälle zulässt. Ansonsten bleibt abzuwarten, ob die Defensivstärke der letzten Saison bestätigt und die Schwächen in der Offensive auch ohne Neuzugänge abgestellt werden können.


Das Trainerteam:
Auf der Trainerposition gab es zur Sommerpause den gravierendsten Personalwechsel im Männerbereich. Mit Stefan Colucci und Uwe Carl wurde ein erfahrenes und eingespieltes Trainerduo verpflichtet, das den Fußball in Mellensee voranbringen soll. Nach einigen Missverständnissen hatten Colucci und Carl im Mai ihr Engagement beim Berliner Bezirksligisten BFC Preußen II beendet und versuchen nun in Mellensee einen Neuanfang. Bereits während der Vorbereitung wurde klar, dass die beiden Trainer absolut ins Umfeld passen und von der Mannschaft akzeptiert werden. Nun bleibt es abzuwarten, wie erfolgreich ihre Arbeit in Mellensee sein wird.


Das Training:
Im Gegensatz zum bisherigen Trainer Burghard Meltendorf setzt das neue Trainerduo auf fundiertes Konditionstraining und versucht durch eine Vielzahl von Übungseinheiten die Spielanlage des Teams grundlegend zu verbessern. In der langen, kräftezehrenden Saisonvorbereitung ließ das Trainerteam die Mannschaft dreimal pro Woche trainieren und organisierte dazu meist Testspiele jeweils am Mittwoch und Sonntag. Besonders das anfänglich ungewohnt harte, aber notwendige Lauftraining dürfte sicher nicht bei jedem Spieler für Freudensprünge gesorgt haben. Letztlich zogen aber alle Jungs mit, sodass die Trainingsbeteiligung meist recht ordentlich war. Insgesamt sind die Grundlagen gelegt, sodass es in den letzten Einheiten vor dem Punktspielstart nun noch gilt, dem Spiel der Mannschaft den nötigen Feinschliff zu verpassen.


Die Testspiele:
Während der Saisonvorbereitung absolvierte der RSV Mellensee 08 viele Vorbereitungsspiele. Dabei gab es wie immer Licht, leider aber auch viel Schatten. Aufgrund des umfangreichen Trainingsprogramms wirkten die Jungs oft müde und behäbig. Insgesamt konnte nur eins von sechs Testspielen gewonnen. Lediglich gegen Glienick konnte man trotz einer mehr als durchschnittlichen Leistung mit 3:2 gewinnen. Gegen den mittlerweile höherklassig spielenden, einstiegen Konkurrenten aus Siethen verlor man 1:4, gegen den TSV Helgoland 2:4 und gegen Grün-Weiß Neukölln mit 0:2. Dazu kamen zuletzt zwei Remis gegen Rangsdorf (2:2) und den Berliner Bezirksligisten TSV Lichtenberg (1:1). Die besten Leistungen zeigte der RSV gegen Neukölln und Lichtenberg. Gegen Lichtenberg konnte man dem RSV besonders in der ersten Halbzeit eine richtig gute Leistung bescheinigen, auch wenn das Manko der mangelhaften Chancenverwertung noch immer unübersehbar war.  


Die Zweite Mannschaft:
Die Zweite könnte in dieser Saison das Problemkind des RSV werden. Feucht-fröhlich war die Party nach dem Aufstieg in die 1.Kreisklasse, doch jetzt, wo wieder Ruhe eingekehrt ist, wird allmählich klar, dass die Mission Klassenerhalt ein richtig schweres Unterfangen werden dürfte. Positiv ist dabei, dass sich Trainer Klotz entschieden hat, die Mannschaft weiterhin zu betreuen. Aufgrund der angesprochenen dünnen Personaldecke im Männerbereich wird im Ernstfall zuerst die Zweite vor Probleme gestellt werden. So befürchtet Flori im Saisonverlauf beispielsweise mit Berndt, Spröd oder Grohmann seine wichtigen Eckpfeiler immer wieder für die Erste abstellen zu müssen. Hier ist in jedem Fall großes Fingerspitzengefühl auch bei den Trainern der Ersten erforderlich. Nur wenn alles passt und die Jungs nicht jeden Sonntag direkt von der Disco zum Sportplatz kommen, hat die Zweite eine reelle Chance auf den Klassenerhalt. Das Potenzial dazu ist aber nicht zuletzt durch Spieler wie Grohmann, Donat oder Berndt vorhanden.


Die Fans:
Auf den ersten Blick erscheint dieser Punkt bei einer Kreisligamannschaft unwichtig zu sein. Doch bezüglich einiger sogenannter Fans der „Ultras Mellensee“ rückt der RSV beim Kreisfußballverband Dahmeland immer weiter ins dunkle Licht und dürfte seinen Kredit bald verspielt haben. Für die neue Saison gilt es darauf zu achten, die Schiedsrichter nicht zu Sonderberichten zu ermutigen. Den bisher milden Strafen werden bei weiteren Vorfällen zwangsläufig drastische Strafen folgen. Auch wenn viele Ultras der Meinung sind, das Pyrotechnik kein Verbrechen sei, ist sie nun mal verboten. Es mag alles schön bunt aussehen und auch die Stimmung gerade in brisanten Duellen anheizen, doch muss man sich auch in der Kreisliga an Regeln halten. In diesem Zusammenhang sprach der Verein auch kürzlich schon ein Platzverbot aus.


Der Ausblick:
Insgesamt sollte man in Mellensee nach dem Trainerwechsel die Erwartungen an die Mannschaft nicht zu hoch schrauben. Sicher wird es noch eine Weile dauern bis das Team die Spielphilosophie des Trainerteams vollkommen verinnerlicht hat und regelmäßig in den Spielen umsetzen kann. Auch wenn in den Testspielen zuletzt schon einige Fortschritte erkennbar waren, darf man sich auch nach eventuellen Rückschlägen im Ligaalltag nicht hängen lassen. Bleibt Mellensee vom Verletzungspech in Zukunft verschont und arbeiten alle Spieler verantwortungsbewusst mit, sollte am Ende ein Platz im oberen Tabellendrittel durchaus möglich sein. Grundlegend sollte aber das Saisonziel bleiben, den 10.Platz aus der Vorsaison zu verbessern. Im Kreispokal wird es in dieser Saison dagegen ungleich schwerer. Die Landesklassenvertreter aus Siethen, Königs Wusterhausen, Wildau und Ludwigsfelde mischen ab dieser Saison im Dahmelandpokal mit und gelten als Topfavoriten. Mellensee zog schon in der 1.Runde ein Hammer-Los und muss am 4.September beim Lokalrivalen in Sperenberg antreten.